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26.02.23

Nadja Calls Game

23 Sekunden vor Schluss, die beste Gästespielerin des Abends, Kendra Ruth Landy vom ASC Theresianum Mainz gleicht mit zwei sicher verwandelten Freiwürfen zum 65:65 aus. Der Halle stockt der Atem, Coach Kiersz beantragt umgehend eine Auszeit. Als die Schiedsrichter das Spiel wieder in Gang setzen, legt Nadja Stöckle den Ball und die Verantwortung zunächst in die Hände von Joanna Scheu, die in aller Ruhe die Mittellinie überschreitet. Nadja nimmt linker Hand am Perimeter ihre Position ein, erwartet von Double-Double Mainzerin Eden Nibbelink. In der Ecke ist Salma bereits in Hab-Acht Stellung, sieht sich Landy gegenüber. Spiegelbildlich positionieren sich Shantrell Moss und Noreen Stöckle rechter Hand am Perimeter, ihre beiden Verteidigerinnen nahe bei sich. Die Uhr passiert die 10 Sekunden vor Schluss, Joanna dribbelt noch immer gelassen durch die Beine, erkennt die Lücke rechts, tritt unwiderstehlich an, beide Verteidigerinnen der linken Seite kollabieren zum Korb, Joanna steigt hoch passt über Landy hinweg zu Salma, die verlängert zu Nadja, die wiederum trocken zum letzten ihrer 5 (von 7 – sensationelle Quote!) Dreier an diesem Abend ansetzt – und der Ball kennt seinen Weg. 68:65. Der Mainzer Auszeitwunsch versinkt bereits im Ludwigsburger Jubel. Das Schiedsrichtergespann bittet anschließend nochmal aufs Feld, die Uhr wird auf 4 Sekunden gesetzt, die Halle hält den Atem erneut an. Der Schock hatte die Mainzerinnen offensichtlich jedoch so massiv getroffen, dass sie angesichts der klettenartigen Verteidigung der Ladies den Ball nicht mehr rechtzeitig ins Spiel bringen können, er gehört abschließend den Ladies. Die durchdringende Sirene kann den Ludwigsburger Jubel nun nicht mehr übertönen.

Einmal kurz durchatmen und auf die 39 Minuten und 56 Sekunden Vorlauf des Spiels schauen lohnt sich und hält noch eine ganze Reihe starker Details bereit. Gestartet waren die Mainzerinnen sicherlich nach deren Geschmack passend, Kendra Landy assistierte Eden Nibbelink zum 0:2. Noreen Stöckle eröffnete für Ludwigsburg. Mit einem Dreier zum 4:5 brachte Landy ihre Farben dann allerdings vorerst zum letzten Mal in Front, denn Shantrell Moss warf den Dreier-Motor an. Wenig später nahm Nadja Stöckle zweimal Maß und stellte das Viertelergebnis von 19:12 her. Zu Beginn des zweiten Abschnitts erhöhte die wieder genesene Lola Stamenkovic mit sicher verwandelten Freiwürfen auf 21:12. Dann geriet die Ludwigsburger Maschinerie allerdings ins Stocken während die Mainzerinnen wiederum aufwachten und immer näher kamen. Nach zähem Hin- und Her rissen sie das Ruder zweieinhalb Minuten vor der Halbzeitpause per Dreier von Eden Nibbelink an sich und rauschten bis zum 30:38 Stand auf und davon.

Die definitiv richtigen Worte müssen in der Kabine gesprochen und verstanden worden sein, denn die Ladies kamen mit deutlich mehr Energie wieder heraus. Die Kombination Assist Salma – Punkte Nadja nahm so richtig Fahrt auf, und man konnte das Spiel wieder komplett öffnen. Es gelang, die gegnerischen Ballverluste gut zu nutzen. Rund drei Minuten vor dem Ende des dritten Viertels war es Lilith Maitra vorbehalten, einen fulminanten Coast-to-Coast-Lauf erfolgreich abzuschließen und die Ladies mit 50:48 wieder in Front zu bringen. Das gab auch Raum für Youngster Chloé Emanga Noupoué, die endlich wieder etwas Zweitligaluft schnuppern konnte, nachdem sie seit Anfang des Jahres verletzungsbedingt nicht mehr eingreifen konnte. Mainz zeigte sich nicht gewillt zurückzustecken und man duellierte sich intensiv bis zum Gleichstand (53:53) am Viertelende.

Es war alles angerichtet für ein spannungsgeladenes Schlussviertel. Niemand wollte auch nur einen Zentimeter preisgeben. Lilith eröffnete für Ludwigsburg und Salma legte mit ihrem einzigen Dreier des Abends nach. Auf beiden Seiten wurde das große Besteck ausgepackt. Atemberaubende Dribblings von Kendra Landy auf der Gästeseite, Ohs und Ahs für die Spin-Moves von Salma in Lichtgeschwindigkeit. Sie hatte am Ende des Tages ihren 16 Punkten außerdem 7 Rebounds und 7 Assists hinzugefügt, von denen sich der letzte als der schillerndste erwies, denn Nadja veredelte ihn zum Gamewinner. Schwester Noreen stellte indes zunächst den größten Abstand im Schlussabschnitt her, keine Frage, per Dreier zum 61:55. Der Kampf um jeden Ball nahm weiter an Fahrt auf, das Trefferglück wollte jedoch nicht immer mitspielen. Zur Viertelmitte, beim Stand von 65:60 holte Cäsar Kiersz die Ladies noch einmal zusammen, um die Marschroute für die Schlussphase zu besprechen. Leider hielt das Wurfpech noch etwas an und in der Defense musste man sich der anstürmenden Mainzerinnen immer wieder mit Fouls erwehren. Diese wussten nun, Kapital daraus zu schlagen und arbeiteten sich Freiwurf um Freiwurf bis zum 65:65. Der Rest ist sozusagen Geschichte, siehe oben.

“Was für ein Spiel!” zeigt sich Headcoach Kiersz durchaus beeindruckt von der Leistung seines Teams. “Diesmal haben wir uns die Butter am Ende nicht vom Brot nehmen lassen. Kompliment für diese Nervenstärke! Die zweite Spielhälfte konnten wir mit wesentlich mehr Energie und besserem Teamplay gestalten, 15 Assists sind ein guter Wert. Nun müssen wir alles Positive mit in die nächste Partie tragen, denn da gilt es, die Hinspiel-Niederlage wett zu machen” hat der Coach schon das Spiel am Samstag, 4. März in Freiburg gegen die dortigen Eisvögel im Visier.

Für Ludwigsburg spielten: Nadja Stöckle (17 Punkte / 5 (von 7, 71%!)  Dreier, 5 Rebounds, 1 Assist, 2 Steals), Salma El-Haiwan (16 P / 1, 7 Rb, 7 As, 1 St), Shantrell Moss (14P / 2, 8 Rb, 3 St), Noreen Stöckle (9 P /1, 3 Rb, 2 As), Joanna Scheu (6 P, 4 Rb, 4 As, 1 St), Lilith Maitra (4 P, 1 Rb, 1 As, 1 St), Lola Stamenkovic (2 P, 1 Rb), Nikolina Antic (1 Rb), Chloé Emanga Noupoué, Sophie Schuster, Sophia Krull (dnp), Janne Hilgenfeld (dnp).

Foto H. Kutzschmar, #5 Nadja Stöckle
Mehr Bilder vom Spiel unter https://flic.kr/s/aHBqjAtxwn